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Kibrarp of tbe Museum OF

_COMPARATIVE ZOÖLOGY,

AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.

| | | Founded bp private subscription, In 1861. | |

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Mittheilungen

naturforschenden Gesellschaft

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in Bern

aus dem Jahre 1852.

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Nr. 224—264.

Bern.

(In Commission bei Huber und Comp.)

"1892.

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Inhalt.

Seite Brunner, Vater, Darstellung von reinem Silber aus Chlorsilber 1 Ueber Fällung von metallischem Kupfer und Bereitung von Kupferoxyd 2 Ueber Trennung von Kupfer ad Zink bei ksikaeı 111 Ueber die Bestimmung von Gasmengen 225 Ueber Reinigung des Leuchtgases 242 Untersuchung eines vulkanischen Produktes 244 Brunner, Sohn, über die wichtigste Arbeit, welche wir in der Geologie der Alpen besitzen 25 Fellenberg, über das Jodwasser von Saxon im \ Wallis 282 Fischer- Ooster, Beschreibung eines neuen einfachen Batho- meters 4 . 3 : i { 13 VÜUeber die Afterebenkininuhe des er Ralligsand- steines e E E b f 115 Beschreibung eines neuen Hypsometers 162 Beiträge zur Höhenkenntniss des Cantons Bern 166 Perty, System der Infusorien . 57 Ueber eine krankhafte RER an Rebenblättern 191 Schläfli, über zwei Cucurbitaceen \ ; 5 Shuttleworth, Diagnosen neuer Molusken 137, 193, 289 Thurmann, Lettres ecrites du Jura a la Soeciete d’histoire naturelle de Berne: VIN. Nouvelle comparaison entre les temperatures du Jura, des Vosges et du Kaiserstuhl 97 IX. Coup d’eil sur la stratigraphie du groupe port- landien aux environs de Porrentruy 209 X. Sur trois Diceras nouvelles des terrains portlan- dien et corallien du Jura bernois 273 Trog, kleine Beobachtungen im Gebiete der Pilzkunde 121 Wolf, Nachriehten von der Sternwarte in Bern : XXIX. Sonnenfleckenbeobachtungen in der zweiten Hälfte des Jahres 1851 41 XXX. Beobachtung der totalen 7 RER am 6. Januar 1852 i : 48 XXXI. Beobachtungen über das Alpenglühen £ 49

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Chlorsilbers am Rande der Schale, die es enthält, und schreitet nach der Mitte fort. Dieselbe gibt sich durch die dunkelgraue Farbe des sich ausscheidenden Silbers deutlich zu erkennen. Bei gehörigem Verhältniss der Säure und der angewandten Zinkplatte wird die Zersetzung nach 24—48 Stunden beendigt sein, welches man daran erkennt, dass beim Aufrühren des Präparates kein Chlor- silber mehr sichtbar ist. Das erhaltene Silber wird nun mit Wasser ausgewaschen und ein sehr kleiner Rückhalt von Chlorsilber, den es bisweilen noch eingeschlossen enthält, durch verdünntes Ammoniak ausgezogen.

Das so bereitete Silber ist vollkommen rein. Es ist leicht einzusehen, dass selbst die fremden Metalle, die im Zink enthalten sein können, sich nie damit vermengen, da die Zinkscheibe während der ganzen Operalion immer unter der das Silber enthaltenden Schale liegen bleibt und nie mit diesem in Berührung kommt.

2, Ueber Fällung von metallischem Kupfer und Bereitung von Kupferoxyd.

Es ist hinlänglich bekannt, dass bei der Fällung des Kupfers aus seinen Auflösungen durch andere Metalle, z. B. Eisen oder Zink, dasselbe in sehr verschiedenen Zu- ständen erhalten wird. Die Verdünnung der Flüssigkeit, der etwaige Säureüberschuss, die Temperatur haben auf die Form des ausgeschiedenen Metalles Einfluss. Die Er- fahrung hat gelehrt, dass z. B. zu galvanoplastischen Ar- beiten nur dann ein festes und zusammenhängendes Metall erhalten werden kann, wenn diese Ausscheidung möglichst langsam und aus einer vollkommen gesätligten Auflösung erfolgt.

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Da ich mir zu einem gewissen Zwecke fein zertheil- tes Kupfer zu verschaffen wünschte, so wandte ich hiezu ein Verfahren an, welches gewissermassen das umgekehrte des letztern ist. Auf folgende Art erreicht man sehr leicht diesen Zweck.

Kupfervitriol wird in seinem 8—10fachen Gewichte Wassers aufgelöst und diese Auflösung zum Sieden er- hitzt. Alsdann legt man ein mit verdunnter Schwefelsäure gut gereinigtes Eisenblech, sogenanntes Schwarzblech, hinein und erhält die Flüssigkeit fortwährend im Kochen. Sogleich bedeckt sich das Eisen mit einem lockern flockig pulverigen Niederschlag von metallischem Kupfer. Nach einigen Minuten nimmt man es aus der Flüssigkeit her- aus und entfernt den auf dem Bleche haftenden Nieder- schlag, indem man ihn mit einer Bürste in eine Schale mit Wasser abreibt. Man taucht das Blech wieder in die kochende Flüssigkeit und fährt so lange mit dieser Arbeit fort, bis fast alles Kupfer ausgeschieden ist, welches man aus der veränderten Farbe der Auflösung und aus dem Umstande erkennt, dass der Niederschlag auf dem Eisen- bleche geringer und weniger flockig zu erscheinen an- fängt. Es ist nicht vortheilhaft, die Operation weiter fort- zusetzen, d.h. so lange bis alles Kupfer abgeschieden ist. Ist man auf jenem Punkte, der sehr bald erreicht ist, an- gekommen, so enthält die Flüssigkeit nur sehr wenig Kupfer mehr. Wollte man sie bis zu Ende führen, so mengt sich in den Niederschlag etwas basisches Eisenoxyd- salz ein, welches nachher wieder ausgezogen werden muss.

Das so erhaltene metallische Kupfer erscheint als ein braunrother Schlamm. Um es vollkommen zu reinigen, wird es mit Wasser, welches !/in Schwefelsäure enthält, gekocht, dann ausgewaschen und möglichst schnell getrock-

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net. Da es sich hiebei seiner grossen Zertheilung wegen leicht ein wenig oxydirt, so ist es, wenn man dieses ver- meiden will, zu empfehlen, es durch Decantation auszu- waschen, das letzte Mal in einer tubulirten Retorte unter Anwendung von Weingeist und alsdann nach Abgiessen des Weingeistes es sogleich im Wasserbade zu trocknen, indem man einen Strom trockener Luft durch die Retorte leitet.

Das auf solche Art dargestellte Kupfer ist vollkom- men metallisch. Eine gewogen» Probe desselben liefert genau die von der Theorie verlangte Menge von Kupfer- oxyd.

Um aus dem auf die eben beschriebene Art darge- steillen Kupfer das Oxyd zu bereiten, darf man es nur bei Zutritt der Luft erbitzen. Verfährt man dabei Anfangs etwas behutsam und erhitzt es nur allmälig, so dass es so wenig als möglich zusammenbäckt, zerreibt auch das Präparat einige Male in einer Reibschale, so geschieht die Oxydation voliständig, welches daraus hervorgeht, dass es die richtige Menge von Oxyd liefert und dieses sich in verdünnter Schwefelsäure ohne allen Rückstand auflöst.

Es dürfte dieses Verfahren wohl das wohlfeilste und zweckmässigste sein, um sich grössere Mengen Kupfer- oxydes zu verschaffen.

E. Schläfli, über zwei Cucurbitaccen.

[Gelesen am 15. November 1851. ]

Das Verhältniss von Axe, Blatt und Zweig einerseits und das Blüthenschema andererseits verursacht Schwie- rigkeiten bei den Cucurbitaceen. In erster Beziehung sind vorzüglich die das Blatt begleitende Ranke und der hin- ter ihr entspringende Laubzweig räthselhaft. Dieser wird in den Floren gar nicht erwähnt, und jene nur kurz an- geführt, indem der Stengel kletternd und rankend genannt wird. Es frägt sich aber namentlich, ob die Ranke ein Axengebilde, oder ein selbstständiges Blattgebilde, oder endlich nur ein stipelartiger Begleiter des Laubblatts sei. Für das erste spräche die sonderbare Form bei Cucurbita, für das zweite der hinter der Ranke entspringende Laub- zweig, für das dritte die augenscheinliche Insertion neben dem Laubblatt. In der zweiten Beziehung auf das Büthen- schema finden die Einen, z. B. Kunth und kittel, einen einblättrigen, gefärbten Kelch mit äussern zahnförmigen Ansätzen und keine Corolle; die Andern, z. B. Koch, fin- den Kelch und Corolle vorhanden. Das Ovar nennen Kunth und Bartling einfächrig und geben die Placenten als wandständig an; Gaudin dagegen nennt die Frucht von Cucurbita einen 3—5Hfächrigen Apfel und das Ovar von Bryonia 3fächrig, wie ich glaube, mit Recht.

Dieser Aufsatz soll nur die Ergebnisse einiger Beob- achtungen über GCucurbita Pepo und Bryonia dioica in Form einer Hypothese darlegen, welche erst noch das Hinzu- kommen fernerer Argumente erwartet, um bestätigt oder widerlegt zu werden.

Bei den Gucurbitaceen kommen zweierlei unbegränzte Axen vor, die wahrscheinlich typisch nicht geschieden

Be

werden dürfen, weil sie in einander übergehen konnen. Die Axen der ersten Art, wozu der aus der Erde kom- mende Stengel und die Laubzweige gehören, sind mit stipellosen, gestielten Laubblättern, nach ?/;, ?/, */ vder einem andern nur wenig unter !/, liegenden Verhältniss, besetzt, haben nur selten gestauchte Glieder und erreichen eine bedeutende Länge und Stärke. Die Axen der zwei- ten Art sind, wenn man will, höchstens mit angewachse- nen Blattstielbasen nach ?/; besetzt, haben regellos auf einander folgende gestauchte und längere Glieder, deren Zahl gegen 20 steigen kann, und erreichen nur eine mäs- sige Länge. Es sind Blüthentrauben, welche nur bei Bryonia vorkommen. An beiderlei unbegränzten Axen tragen in der Regel sämmtliche typische Blätter gestielte homodrome Blüthen mit zwei seitlichen Vorblättern. Diese sind spur- los und steril bei den Blüthenstielen der eigentlichen Trau- ben. An den von wahren Laubblättern getragenen Bluthen- stielen dagegen erscheint das erste Vorblatt als grund- ständige Ranke, welche in gleicher Höhe mit dem Mutter- laubblatt an die grosse Hauptaxe anwächst und in der Regel einen antidromen Laubzweig, seltener eine Blüthen- traube trägt; das zweite Vorblatt ist in der Regel ideal und erscheint nur selten, sowohl bei Cucurbita als Bryonia als höher stehende sterile Ranke; es ist bei Cucurbita zu- gleich immer steril und trägt nur bei Bryonia in der Regel eine Blüthentraube und gibt sich in diesem Falle nicht einmal durch eine Anschwellung der Basis des Trauben- stiels zu erkennen, sondern fehlt völlig. Die drei ersten Blüthenkreise sind in der Regel (bei Bryonia ist mir noch keine Ausnahme vorgekommen) wechselnde Fünfer. Bei weiblichen Blüthen von Cucurbita, wo die Hauptnerven des Kelchs und der Corolle am Blüthenstiel herabliefen, glaubte ich einen Corollennery genau dem Hauptnerv des

| Mutterblattstiels entsprechend zu finden. Demnach würde ein Kelchzahn median nach hinten fallen. In der Jugend liegen die Kelchzähne riefenartig neben einander, und ihre Folge ist nicht einmal aus ihrer Grösse, da alle fast gleich gross erscheinen, herzuleiten. Die Kronlappen liegen ebenfalls klappig neben einander mit nach innen gebogenen Rändern. Dass die typischen 5 Staubfäden mit den Kronlappen wechseln, kann man nur bei Bryonia er- kennen, indem hier wenigstens einer genau einem Kelch- zahn entspricht, während von den vier übrigen je zwei in die Mitte des zwischen ihnen befindlichen Petals zu- sammengebogen sind und bereits verwachsen von der Corolle sich lösen, so dass die Doppelanthere, durch die Verwachsung zweier blattartiger Sperr-

klammern gebildet, mitten unter einen

rn Kronlappen zu stehen kömmt. In der weib- lichen Blüthe von Cucurbito ist der Napf,

- aus dessen Centrum die Griffel aufsteigen,

mit einem doppelten Discus überzogen; der äussere ist dünner, fast weiss, der innere dicker, gelblich, von ge- ronnenem Aussehen; bisweilen sieht man an jedem fünf schwache wellige Erhebungen ‚des Bandes, welche mit einander wechseln, so dass die des äussern Discus den Kelchblättern, die des innern den Petalen entsprechen. Da ich nun überdiess einmal in einer Szähligen weiblichen Blüthe von Cucurbita auch 5 Fruchtblätter gefunden habe, welche den Kelchblättern entsprachen, so glaube ich 5 Blüthenkreise annehmen zu müssen, Kelch, Corolla, Staub- fäden, Discus oder idealer Staubfädenkreis als wechselnde Fünfer, und endlich das Ovar, welches bei Bryonia stets aus 3, bei Cucurbita aus 3, 4, 5 Fruchtblätter besteht. Die Stellung der 3 Fruchtblätter von Bryonia konnte ich so wenig bestimmen, als diejenige des freien Staubfadens.

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Das Ovar ist entschieden mehrfächrig, und die Placenten sind central. Denn die dicken Ränder jedes Fruchtblattes gehen nach der Axe hin und kehren von da, miltelst eines zwischen sie tretenden geradelinigen grünen von der Axe ausgehenden Radius vereinigt, zurück, um, vor dem Mittel- nerv desselben Fruchtblattes angelangt, und nun recht- winklig ausbiegend, sich wieder zu {rennen und jetzt erst die Samenstränge zu tragen. Wenn also auch die Pla- centen den Fruchtwänden anliegen, besonders bei Bryonia, so entsprechen sie doch den Fruchtblättern selbst und nicht ihren Nähten. Das Ovar ist mit einer dicken aus den vier ersten Blüthenkreisen gebildeten Haut überzogen und trägt bei Gucurbita den Blüthenbecher unmittelbar, bei Bryonia vermittelst eines Stiels. Die Griffel stehen aufrecht beisammen, sind kurz und dick, meist mehr oder weniger verwachsen und tragen grosse nach aussen ab- schüussige Narben, herzförmig und sammetartig bei Cucur- bita, zweilappig und rauh papillös bei Bryonia. In den männlichen Blüthen habe ich das Rudiment des Frucht- blattkreises nie in Theile unterscheidbar gefunden. Die Antheren sind bei Bryonia intrors, bei Cucurbita extrors.

Damit nun sowohl die Gründe für, als die Zweifel gegen die hier gegebene Auflassung klar hervortfreten, mussen wir eine nähere Erörterung der Wuchsverhält- nisse folgen lassen.

Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, die Keimung einer Cucurbitacee zu beobachten, wohl aber gesehen, dass schon die untersten Glieder des Stengels von Cucurbita sich so verhalten, wie die spätern.

Nehmen wir die starken, im ausgewachsenen Zustande einander in gerader Richtung fortsetzenden Glieder als Theile einer und derselben belaubten lHauptaxe an, so finden wir diese bei Bryonia immer und bei Cucurbita

sehr oft 5kantig, und wenn auch bei letzterer bisweilen die Hauptaxe cylindrisch ist, so ist doch wiederum oft ihre Höhlung mit 5 regelmässig vertheilten Furchen ver- sehen, welche jene äussern abgerundeten Rippen ersetzen. Am Stiele des Laubblatts kann man eine angewachsene, nur wenig abgesetzte Basis erkennen, welche eine mitt- lere Hauptriefe und eine Seitenriefe an der Axe hinunter sendet. Die andere Seitenriefe zieht sich von der gleich hoch an der Hauptaxe inserirten Ranke hinunter, deren Basis nur unten gleich wie die des Laubblatts, oben hin- gegen weniger deutlich oder gar nicht abgesetzt ist. Der Anschein zeigt daher die Ranke mehr als einseitigen Sti- peltheil des Laubblatts und erschwert es, sie als Organ einer zweiten Axe, des Blüthenstiels, aufzufassen. Wenn nur die Basis der Ranke auch oben stärker abgesetzt wäre, so könnte man sie als symmetrische Ergänzung der Basis des Laubstielblatts ansehen und diese, so vervollständigt, als dicke angewachsene Scheide auffassen, innerhalb deren der Blüthenstiel mit seinem grundständigen seitlichen Or- gan, der Ranke, entspränge. Man hat ja Beispiele genug, wo ein grundständiges Blattorgan einer zweiten Axe oder auch eine dritte Axe aus der ersten Axe zu entspringen scheint. Ich verweise nur auf Vitis, wo der späte Spross mit quer-disticher Blattstellung mit einem Niederblatt am Grunde anfängt, welches eine Laubknospe trägt, die spä- ter neben der zweiten Axe und zugleich mit ihr aus der ersten Axe zu entspringen scheint. Es ist diess vielleicht aus einer Versenkung der Knospen (zweiten Axen) in die Substanz der ersten Axe zu erklären, wie wir sie in star- kem Maasse bei Rhus typhina, Sempervivum tectorum (unmittelbar unter der Inflorescenz) und an den unter- irdischen Stöcken von Crocus und Gladiolus finden. Es kann noch angeführt werden, dass, wenn das Laub-

1

blatt von keiner Ranke begleitet ist, ein Fall, der mir ein- mal bei Cucurbita vorkam, die Basis seines Stiels dann drei Riefen hinunter sendet. Bezeichnen wir nun jene mittlere Riefe, welche die wahre Stellung des Laubblatts angibt, mit Null, zählen die von der Ranke herkommende Riefe als erste, und verfolgen dann die den Knoten ohne Unterbrechung passirende zweite Riefe nach oben, so fin- den wir sie als die vom nächstfolgenden Laubblatt herrüuh- rende Haupt- oder Mittelriefe. Wir bekommen so eine 2/„spirale von der Richtung Laubblatt-Ranke. Suchen wir nun diese ?/,stellung an den jungen Enden der Laubaxen, wo die Blätter noch dachig liegen, zu verifieiren, so fin- den wir zwar bei Cucurbita oft ?/; und bei Bryonia vor- züglich an den noch jungen Laubknospen, sonst aber fin- den wir bei Bryonia an den Enden gestreckter Axen gewöhnlich ?/;, und bei Cucurbita sehr oft */; oder irgend einen Bruch, der um Weniges geringer ist als !/.. Zu- gleich aber bemerken wir, dass je jünger, desto stärker die Glieder der Axe gegen einander gebrochen sind, und dass immer der Blüthenstiel die gerade Richtung des un- tern Axengliedes fortsezt. Etwas Aehnliches sehen wir indess auch bei Passiflora, wo der jüngste Theil der Laub- axe hin und her gebrochen ist, während immer die zweite Axe, d. h. die Ranke, die gerade Richtung des untern Gliedes fortsetzt; und doch scheint es mir hier ganz un- möglich, die scheinbare Hauptaxe aus Gliedern successiver homodromer Zweige zusammenzusetzen. Sollen wir nun bei der Beurtheilung der Blattstellung uns auf die dachige Lage der Laubblätter in den Endknospen, oder auf die Riefen der ausgewachsenen Axenglieder verlassen? Das Erste scheint mir das Sicherere. Denn ich glaube bemerkt zu haben, dass die Riefe, welche von oben herunter im Winkel des Laubblatts anlangen sollte, nach der Nachbar-

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ranke hin abweicht; die Beurtheilung wird dadurch un- ' sicher, dass die Riefe beinahe verlöscht, ehe sie den Win- kel des Laubblatts erreicht. Uebrigens ist mir von spi- raligen Blattstellungen, wo die Divergenz °/7, ?/o u. 5: f. beträgt oder überhaupt zwischen ?/; und '/, hineinfällt, gar kein Beispiel bekannt.

Ich habe oben den Blüthenstiel als zweite Axe, ent- springend aus dem Winkel des Laubblatts, aufgefasst. Bei Bryonia ist nun wirklich immer der Anschein ganz dafür. Hält man das junge noch aufrechte Laubblatt gegen sich, so verdeckt es den Blüthenstiel, die Hauptaxe steht ge- rade dahinter und die Ranke ist seitlich sichtbar, scheint wenigstens auch im jüngsten Zustande nicht durch das Laubblatt verdeckt zu werden. Bei Cucurbita hingegen, wenn man die Ranke z.B. links hat, so weicht die Haupt- axe aus der medianen Stellung hinter dem Blüthenstiel oft stark nach rechts; dieses ist meist dann der Fall, wenn die Laubknospe im Winkel der Ranke nur schwach oder verkümmert ist; es sieht dann so aus, als ob die Ranke den Blüthenstiel zu sich aus dem Blattwinkel heraus ge- zogen hätte. Ist hingegen die Laubknospe blüthenreich und zugleich mehr gestaucht und daher breit, so drängt sie den Blüthenstiel von Cucurbita nach der entgegenge- setzten Seite aus dem Blattwinkel heraus. Ich glaube, das Vorkommen beider Abweichungen spricht dafür, dass der einfache Blüthenstiel von Cucurbita in den Winkel des vor ihm stehenden Laubblatts gehört.

Vom Laubblatt und seinem Blüthenstiel glaube ich, die grössere Entwicklung des Einen bedinge die geringere des Anderu. Man kann nämlich zwei Arten unterscheiden, auf welche das frische Ende einer Laubaxe dem Auge erscheint. Entweder herrscht die Ausbildung von Laub- blatt und Ranke vor, und die Blüthen drängen weit

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weniger zur Entwicklung hin; dann sieht man vorzüglich die Laubblattspitzen ringsum sich decken und erblickt die Blüthen erst nach Wegnahme der Laubblätter. Oder die Blüthen eilen den Laubblättern voran, und das Ende der Laubaxe erscheint als ein dichter Knäuel von kugligen Blüthenknospen. Ich glaube, das Letzte tritt vorzüglich ein, wenn die Laubaxen dem Ende ihres Wachsthums nahe sind.

Die Bluthe ist homodrom, ihr erstes Vorblatt, eine grundständige fertile Ranke, divergirt um 1/, vom Mutter- laubblatt. Nur Schade, dass die vermuthete Homodromie nicht am Kelche verificirt werden konnte. Bei Bryonia ist die Ranke in der Jugend nach innen eingerollt mit auf einander liegenden Windungen, wie man einen Riemen zusammenrollt. Diese Windungen fallen mit dem centralen

Blüthenstiel in dieselbe quere Verticalebene.

Später rollt sich die Ranke ab, strebt aus

dem Blattwinkel heraus, hängt gerade hin-

® unter, wächst bedeutend in die Länge und macht, wenn sie einen Gegenstand erreicht, schraubenförmige Windungen um densel-

ben, und zwar kann eine und dieselbe Ranke hier rechts, dort links sich schlingen. Bei Cucurbita theilt sich die starke röhrige Ranke in einiger Entfernung über dem Grunde in Aeste; der stärkste von diesen setzt die Haupt- richtung fort und ist so eingerollt, wie die einfache Ranke bei Bryonia. Die zwei der Grösse nach folgenden Aeste divergiren in querer Richtung, der dritte geht nach hinten ab; es kommen nun oft noch mehrere immer kleinere, welche täuschend eine nach ?/; geordnete Dolde nach- ahmen und alle nach dem Centrum der Dolde hin einge- rollt sind. Ich meine, diese ?/,spirale bald homodrom, bald antidrom gefunden zu haben. Ein wahres Laubblatt

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übrigens, dessen Nerven so geordnet wären, ist mir nie vorgekommen ; es müsste wahrscheinlich tütenförmig ge- rollt sein. Ein gestieltes tütenförmiges, aber ringsum in sich zurückkehrendes Laubblait habe ich als Anomalie ein- mal bei Atropa Belladonna gesehen. In weitere Vermu- (hungen über die Bedeutung der ästigen Ranke von Cu- curbita will ich mich hier nicht einlassen.

Merkwürdig ist es, dass die Ranke immer so gestellt ist, wie es der Homodromie des Blüthenstiels entspricht. Ausnahmen, die ich glaube bemerkt zu haben, sind mir noch zweifelhaft, weil sie von andern Anomalien beglei- tet waren.

Die Ranke (oder das erste Vorblatt) trägt einen anti- dromen Laubzweig. Dieser fängt in der Regel mit einem etwas höhern Laubblatt an, welches von der Ranke ent- weder um nichts oder nur um sehr wenig divergirt; die äussersten Gränzen, zwischen welchen diese Divergenz schwanken kann, scheinen —!/, und +!/, zu sein. Könnte man die positive Divergenz von !/n beweisen, so bekäme die Annahme zweier seitlichen idealen Primordialblätter einige Wahrscheinlichkeit. Ist dieser Laubzweig entwickelt, so bemerkt man von unten auf eine allmälige Veränderung seiner Seitenzweige. Sein tiefstes Laubblatt trägt bei Bryo- nia gewöhnlich nur einen einfachen Blüthenstiel mit steri- ler Ranke am Grunde. Wenn wir zu höhern Laubblät- tern fortgehen, so treffen wir es bei einigen noch gleich an; dann erscheint auf der der Ranke entgegengesetzten Seite ein wenig unter der Centralblüthe ein kleines Bläs- chen oder ein Häufchen von solchen; weiter nach oben tauchen an dieser Stelle zwei deutliche Blüthen hervor, und die Ranke fängt gleichzeitig an, eine Laubknospe zu tragen; endlich verhält sich Alles so wie an der Haupt- axe, nur in antidromem Sinne. Durchlaufen wir die höhern

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Knoten einer ausgewachsenen Laubaxe von Bryonia, wo“ jener rankenwinkelständige Laubzweig noch sehr jung erscheint, und verfolgen sie bis zu dem Zeitpunkt, wo überhaupt am Ende der grossen Laubaxe das Wäachsthum abzunehmen beginnt und die Blüthenbildung über die Laubbildung verwaltet, so werden wir an den Laubknospen folgende Veränderungen bemerken. Während sie an den untern Knoten frisch blieben und dichtdachige Laubblätter zeigten, daher später sich zu langen vielblättrigen Zwei- gen ausstreckten, so wollen sie weiter oben entweder nicht mehr recht vorwärts, lassen nur ihr erstes Laubblatt deut- lich erkennen und erscheinen gar nur als vertrocknete Punkte. Oder, wenn sie sich entwickeln, so geschieht es auf Kosten der Laub- und Rankenbildung, und man er- blickt fast nur centrale Blüthen; nur die zwei ersten Laub- blätter sind dann gewöhnlich zu sehen. Ich habe gestreckte Laubaxen von Bryonia gesehen, wo, nachdem in einiger Höhe schon Stillstand oder völlige Verkümmerung der rankenwinkelständigen ächten Laubknospe eingetreten war, diese noch höher in der Blüthentraubenform plötzlich wie- der lustig aufzuleben anfıng und nahezu so entwickelt wie die Blüthentraube des zweiten Vorblatts sich zeigte; die zwei ersten Laubblätter, besonders das zweite, waren dann auf unscheinbare Bracteen reducirt, und die folgenden fehlten ganz; die Ranken, weiche diese Bracieen hätten begleiten sollen, waren völlig verschwunden; oft waren so- gar die zwei ersten Bracteen verschwunden, und die ran- kenwinkelständige Blüthentraube sah gerade so aus, wie die höhere des zweiten idealen Vorblatts. Merkwürdig ist, dass sie dann nicht mehr an die Antidromie gebun- den ist.

Das ideale zweite Vorblatt trägt bei Bryonia eine bald homodrome, bald antidrome Blüthentraube, deren erstes

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Blüthenstielchen hinten, das zweite vorn stehen und die folgenden eine ?/,spirale befolgen. Von Vorblättern ist nicht die geringste Spur. Die Bracteen glaube ich in den verdickten Basen der Blüthenstieichen angezeigt zu finden. Das vertiefte Ende der Traubenaxe, das gewöhnlich von Blüthenknöpfchen bis zur verschwindenden Kleinheit ein- genommen wird, fand ich einmal durch ein aufrechtes, schmales steriles Blättchen angezeigt, welches der letzten Blüthe gegenüberstand, wahrscheinlich die durch Verküm- merung der folgenden Blüthe ins Dasein gerufene Brac- teen derseiben. Sonst habe ich in dieser Traube nie die geringste freie Bractee gefunden. Sie erscheint bisweilen mit einem langen fast oder ganz bis auf den Grund ge- lösten Stiel, der nur wenig kürzer ist als der Stiel der Centralblülhe ; meist aber ist der Traubenstiel mit seinem ganzen ersten Gliede angewachsen, die Spur der Anwach- sung ist sichtbar. Bei forischreitender Entwicklung der Blüthentraube wird dann der freie Stiel der Centralblüthe auf die Seite gegen das erste Vorblatt hin gedrückt, und das erste Blüthenstielchen der Traube richtet sich gerade aufwärts. Die zwei ersten Blüthen der Traube sind in der Regel nur wenig später als die Gentralblüthe, die folgen- den hingegen meist merklich später. Den ungleichen Zeit- räumen, welche zwischen die Entwicklungen der auf ein- ander folgenden Blüthen fallen, scheinen die ungleich langen Glieder der Traubenaxe zu entsprechen. Ueber- haupt geht die Entwicklung der Traube etwas langsam vor sich.

Unter dem Keiche der männlichen Blüthen ist eine Gliederung, wo sie sich später ablösen, so dass nur die leeren Blüthenstielchen übrig bleiben. Die Zahl der weib- lichen Blüthen ist viel geringer als die der männlichen. An der männlichen Pflanze von Bryonia dioica kann die

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vom zweiten Vorblatt getragene Traube bis gegen 20 Blüthen haben; an der weiblichen Pflanze dagegen ist diese Traube nicht selten durch mehrere Knoten hindurch un- terdrückt, beschränkt sich sehr oft nur auf 2 und scheint es höchstens auf 5, 6 Blüthen zu bringen; bei der Reife sieht dann die Centralblüthe mit den zwei Blüthen der seitlichen Traube zusammen wie ein dreiblüthiges Dicha- sium aus, wo aber die scheinbare Mit- telblüthe (1) später ist als die seitwärts P gearängte Hauptblüthe (h). Bei der einhäusigen Cucurbita Pepo gehen von derselben Laubaxe nur einzelne zer- streute weibliche Blüthen unter meh- rern männlichen al.

Wir müssen noch die häufigen Anomalien, die bei diesen Cucurbitaceer vorkommen, erwähnen, da sie, ob- schon zum Theil selbst wieder räthselhaft, doch im Gan- zen vielleicht etwas zur Erklärung des Baus dieser schwie- rigen Familie beitragen.

1) Das Laubblatt kann ganz steril, ohne Blüthenstiel und ohne Ranke, erscheinen. Dieser Fall wurde einmal mitten an einer grossen Laubaxe von Cucurbita beob- achtet. Der Blattstiel sandte an der Axe 3 Riefen hin- unter, und das untere Axenglied war 6kantig. Nach diesen Kanten zu urtheilen, divergirte das nächstfolgende sich wie gewöhnlich verhaltende Laubblatt um ;. Der Blatt- winkel zeigte nicht die geringste Spur einer verkümmer- ten Knospe. Andere Glieder derselben Axe waren ökanltig, wie gewöhnlich.

2) Im Winkel des Laubblatts fehlt der centrale Blü- thenstiel, und nur die Ranke ist vorhanden. Cucurbilta.

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3) Der centrale Blüthenstiel ist vorhanden, und sein erstes Vorblatt, die Ranke, fehlt. Dieser Fall wurde beim tiefsten Laubblatt eines Laubzweigs von Bryonia beob- achtet; der Blüthenstiel war sonst ganz einfach und so entwickelt, dass er wie terminal an jenem Zweig aussah. Als Annäherung zu diesem Fall ist zu erwähnen, dass oft auch an der bezeichneten Stelle die Ranke sehr klein im Vergleich mit dem Blüthenstiel erschien und fast durch das Laubblatt verdeckt wurde.

4) Das Laubblatt ist durch eine Ranke ersetzt, welche einen einfachen Blüthenstiel trägt. Der Fall kam am er- sten Gliede eines Läubzweigs der Bryonia vor, wo der Blüthenstiel die Richtung des gestreckten ersten Gliedes fortsetzte. Die seitwärts gedrängte wahre Fortsetzung des Zweigs verhielt sich wie gewöhnlich.

5) Das Laubblatt fehlt ganz. Der Fall kam vor mit- ten an einer grossen Laubax& der Bryonia am Ende eines auf ungewöhnliche Weise gestauchten Gliedes. Vorhan- den war ein einfacher Bluthenstiel, begleitet von zwei seitlichen, horizontal aus einander fahrenden Ranken. Nehmen wir diese als die zwei Vorblätter der homodro- men Mittelbluthe an, so erschien die zweite Ranke steril, und die erste trug einen verdorbenen Zweig, von dem nur noch ein kleiner, von keiner Braciee getragener, ein- facher Blüthenstiel und nach aussen, nahe über dem ‘Grunde, eine schwärzliche Spur des Zweigendes übrig war. Die zweite Ranke als Ersatz des fehlenden Laub- blatts zu nehmen, ging nicht an, weil sie durchaus seit- lich war. In der Insertion beider Ranken war kein Un- terschied zu bemerken ; man hätte füglich beide als Sti- peln des fehlenden Laubblatts ansehen können.

6) Ein mitten an einer Axe stehendes Laubblatt der Cucurbita trug einmal einen homodromen Laubzweig, der (Bern. Mitih. Januar 1851.)

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mit zwei seitlichen, grundständigen, gleich grossen Ran- ken anfing und dann auf gewöhnliche Weise mit Laub- blättern fortfuhr. Die erste Ranke trug eine kleine Laub- knospe, von der nur das erste Laubblatt deutlich zu sehen war und noch immer gegen die grosse Hauptaxe zu lag (die Laubaxe also homodrom?). Die zweite Ranke trug einen einfachen angewachsenen Blüthenstiel (Vgl. 4). Die Blüthen, welche von diesem Laubzweig abgingen, waren ziemlich später als die aus den Winkeln der zunächst fol- senden Laubblätter der grossen Hauptaxe entspringenden. Dieser Fall wiederholt sich wahrscheinlich sehr oft

im Winkel des ersten (bisweilen des zweiten) Laubblatts des gewöhnlichen Laubzweigs, sowohl bei Cucurbita als bei Bryonia. Aber was im Centrum zwi-

schen den beiden Ranken stand, war

kaum zu unterscheiden. Da aber in nn einigen Fällen gleichzeitig die vom

zweiten Laubblatt getragene Blüthe ge-

sehen werden konnte, so war im Win- kel des ersten eine Laubknospe zu vermuthen. Denn ich glaube, dass unter übrigens gleichen Umständen Blüthen- knöpfchen entwickelter aussehen als Laubknospen. Ein- mal konnte ich bei einer Bryonia zwischen den beiden aus einander fahrenden Ranken in querer Richtung zwei Blüthenknöpfchen erblicken. Setzt man Homodromie vor- aus, so war, wie ich glaube, meist die erste Ranke grösser als die zweite.

7) An einer Bryonia trug einmal das erste Laubblatt eines Zweigs einen einfachen Blüthenstiel mit zwei seitlichen sterilen Ranken, von

x Ö denen die kleinere höher abging. Nahm man die grundständige Ranke als erstes Vorblatt an, so war dieser Blüthenstiel

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antidrom (?). Beim zweiten Laubblatt hingegen verhielt sich Alles wie gewöhnlich, und der Zweig selbst war mit seiner Abstammungsaxe antidrom, wie gewöhnlich. Etwas Aehnliches habe ich früher einmal bei einem der höhern Laubblätter von Cucurbita beobachtet; nur habe ich damals die Stellung der beiden Ranken nicht fixirt; aber die eine derselben war etwas an den Blüthenstiel hinaufgewachsen und steril. Ich halte sie für das zweite, bei Cucurbita sonst spurlose Vorblatt.

8) Die gewöhnliche Ranke scheint auch einen ein- fachen Blüthenstiel tragen zu können. Dieser Fall kam mir einmal bei Cucurbita vor. Der ziemlich grosse Blüthen- stiel hatte zwei Glieder und war ein wenig gebrochen, die Richtung des untern Gliedes wurde durch den Stiel eines grossen Laubblatts fortgesetzt, so dass das obere Glied, der eigentliche, gelblich gefärbte, Blüthenstiel aus der Mitte des grünen und ganz geraden Blattstiels sich zu erheben schien. Nahm man Antidromie an, so diver- girte nach dem kurzenWege das Laubblatt ungefähr um ‘/,, d. h. es stand nach aussen, von der grossen Hauptaxe weg. Wollte man einen Laubzweig annehmen, an dem nur das erste Laubblatt mit dem von ihm getragenen rankenlosen Blüthenstiel entwickelt gewesen wäre, so war nirgends eine Spur eines Zweigendes zu sehen, das diese Annahme hätte beweisen können.

Ich glaube, auch bei Bryonia im Winkel der gewöhn- lichen Ranke einmal einen ziemlich entwickelten Blüthen- stiel mit einer kleinen Ranke am Grunde gesehen zu haben.

9) Zweifelhaft ist ein einige Male an Bryonia beob- achteter Fall, wo im Winkel der Ranke ein Blüthenstiel stand, dessen Blüthe ungefähr so früh war, als die erste oder zweite der vom zweiten idealen Vorblatt getragenen Traube. Dieser Blüthenstiel gab ein wenig über dem Grunde

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gegen das grosse Laubblatt hin einen noch ganz Jungen aber frischen Laubzweig ab. Ich erinnere mich zwar nicht mehr, ob dieser von einem Blatt getragen war, glaube es jedoch nicht; ich glaube vielmehr, dass es immer noch anging, den laubigen Theil als terminal, das obere Glied des Blüthenstiels als lateral und Tragblatt und Ranke als fehlend anzunehmen. Der Fall kömmt dann mit dem fol- senden überein.

Am Laubzweige von Cucurbita (wahrscheinlich wenn die Productionsfähigkeit der Hauptaxe ihrem Ende sich nähert) fehlt oft das erste Laubblatt, und nur die von ihm getragene kurzgestielte und rankenlose Blüthe ist vorhan- den, alles Folgende hingegen ist wie gewöhnlich. Jener Blüthenstiel steht dann in der Regel nach vorn (gegen die Mutterranke hin) und scheint nicht eigentlich aus dem Laubzweig, sondern unmittelbar aus demWinke} der Ranke zu entspringen und den übrigen Theil der Laubknospe serial hinter sich zu haben. Einmal fand ich eine an- tidrome Laubknospe, welche mit zwei solchen nackten Blüthenstielen anfing und wo erst die dritte Blüthe von einem Laubblait getragen war und neben sich auf der richtigen Seite eine kleine Ranke hatte, u. s. f. Die erste Blüthe hatte eine negative Divergenz, fast —'/, (stand also nach innen), die zweite 0, und die folgenden schienen nach ?/, zu gehen. Die drei Theile waren so bis auf den Grund gelöst und tauchten, scheinbar unabhängig von einander, aus dem zwischen der Ranke, der grossen Hauptaxe, dem centralen Blüthenstiel und dem grossen Laubblatt befind- lichen Raume hervor, dass man auch die erste Blüthe als centralen Zweig der Ranke, die zweite vorn stehende als ersten Seitenzweig, die hinten stehende übrige Laub- knospe als zweiten, beide ohne Tragblätter, hätte auf- fassen können.

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10) Zwischen der rankenwinkelständigen Laubknospe und der grossen Hauptaxe einer Cucurbita fand sich einst, dem dieses Mal nach aussen stehenden ersten Laubblätt- chen gegenüber eine Ranke, tragend zwei seitliche grös- sere und zwei mediane kleinere Stielchen, welche auf die gewöhnliche Weise einwärts gerollt waren. Das Haupt- stielchen, das hier gegen die grosse Hauptaxe zu hätte stehen müssen, fehlte.

11) Mehr als einmal wurde im Winkel einer grossen Ranke der Bryonia statt der gewöhnlichen Laubknospe nichts als wiederum eine fast gleich grosse Ranke gefun- den, die aus dem Grunde des centralen Inflorescenzstiels zu entspringen schien und der Mutterranke parallel war. An der Insertionsstelle war sonst gar nichts erkennbar. Wahrscheinlich war das Ende der Laubknospe spurlos verkümmert und nur ihr erstes, nach vorn stehendes Blattorgan, als sterile Ranke, übrig geblieben.

12) Bei einer Bryonia war einmal der centrale Inflo- rescenzstiel eine Strecke weit an die grosse Hauptaxe angewachsen, aber doch die Ranke am Grunde in ihrer gewöhnlichen Stellung neben dem Mutterblatt zurückge- blieben.

Das stärkste Bedenken, das sich mir gegen die hier versuchte Auffassung des Wuchses von Bryonia erhebt, beruht darauf, dass mir kein Beispiel bekannt ist, wo beide Vorblätter einer Bluthe unbegränzte Zweige trügen.

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Verzeichniss der für die Bibliothek

der Schweiz. Naturf. Gesellschaft eingegangenen Geschenke.

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———sn-—

Nr. 3237 und 728.

©. Brunner, Sohn, über die wichtigste Arbeit, welche wir in der Geologie der Alpen hesitzen.

[Vorgetragen den 10. Januar 1852. ]

Vor fünfundzwanzig Jahren veröffentlichte Hr. B. Stu- der ein Werk, welches durch die darin befolgte Methode und die dargelegten Resultate gleich ausgezeichnet war. Die „Monographie der Molasse“ behandelt die Tertiär- Gebilde, welehe zwischen dem Jura und der Alpenkette liegen, auf eine für die damalige Zeit erschöpfende Weise. Ein gemeinschaftlicher Charakter aller klassischen Werke liegt darin, dass trotz der Fortschritte der Wissenschaft sie stets als werthvolle Quellen der Belehrung betrachtet werden, denn richtige Beobachtungen und geistvolle Ideen widerstehen jedem Wechsel der Systeme. Darum werden die Reisen von de Saussure heute noch citirt wie vor 50 Jahren und das nämliche geschieht mit der Monographie der Molasse.

In diesem Werke sind die Formationen so vollständig charakterisirt, dass seither der Name „Molasse“ eine all- gemeine Bedeutung zur Bezeichnung der Tertiär-Forma- tionen erlangt hat. Die Stelle, welche nach den vielen paläontologischen Entdeckungen der neuesten Zeit die Molasse heute noch einnimmt, ist dieselbe, welche ihr von Hrn. Studer angewiesen wurde. Die Verbreitung der erratischen Blöcke, deren Untersuchung in der letzten Zeit Gegenstand so vieler Arbeiten war, kann